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KAUFVERTRAGsrecht: BGH prüft paypal-Käuferschutz 

Kanzlei Blog • 15. Januar 2018

Käufe im Internet werden häufig mit dem Zahlungs-Dienstleister „paypal“ über virtuelle Konten abgewickelt. Die tatsächliche Zahlung folgt erst bei tatsächlicher Lieferung. Wird ein Artikel beschädigt oder gar nicht geliefert und der Käufer stellt einen Antrag auf Käuferschutz gemäß den paypal-Richtlinien, wird ihm der geleistete Betrag wieder gutgeschrieben. „Paypal“ wiederum belastet hierfür das Konto des Verkäufers.

Kürzlich stellte sich in zwei Fällen die Frage, inwieweit der Verkäufer bei Einsatz des Käuferschutzes berechtigt ist, den Kaufpreis erneut zu verlangen. Im Verfahren VIII ZR 83/16 ging es um ein Mobiltelefon im Wert von 600 Euro, das ein Gewerbetreibender im Internet kaufte und angeblich nie erhalten hatte. Der gezahlte Betrag wurde ihm wieder gut geschrieben und dem Verkäufer belastet. Der Verkäufer klagte gegen diesen Vorgang und bekam in zweiter Instanz Recht.

Die Nutzung des Zahlungsdienstleisters „paypal“ sei als Nebenabrede zum Kaufvertrag zu verstehen, so der BGH. Die Parteien haben mit der Nutzung von „paypal“ stillschweigend vereinbart, dass die Kaufpreisforderung bei einer Rückbelastung des Verkäuferkontos wiederbegründet wird. Dies ergebe sich aus der Käuferschutzrichtlinie von paypal, in der es heißt, dass „paypal lediglich über Anträge auf Käuferschutz entscheide“. Die Käuferschutzrichtlinie berühre „nicht die gesetzlichen und vertraglichen Rechte zwischen Käufer und Verkäufer.“ Der Prüfungsmaßstab für eine Rückerstattung des Kaufpreises an den Käufer sei im Vergleich zum gesetzlichen Mängelgewährleistungsrecht vereinfacht angelegt und kann so nicht sicherstellen, dass die Interessen beider Parteien sachgerecht berücksichtigt werden. Die Versendung der Ware führt in diesem Falle außerdem dazu, dass die Gefahr des zufälligen Untergangs auf dem Versandweg auf den Käufer übergeht. Dies wäre nicht der Fall, wenn ein Verbraucher eine bewegliche Sache von einem Unternehmer gekauft hätte. So aber steht dem Verkäufer nach einem erfolgreichen Antrag des Käufers auf Käuferschutz erneut ein Zahlungsanspruch zu.

Ein weiterer Fall (VIII ZR 213/16): Ein Privatmann kaufte eine Metallbandsäge im Wert von 500 Euro, die Parteien vereinbarten die Abwicklung mittels „paypal“. Der Käufer beantragte Käuferschutz, weil er meinte, die Säge entspräche nicht den Fotos im Internet. Er legte hierzu sogar ein Privatgutachten vor, das belegte, dass „die Säge von mangelhafter Qualität und ein billiger Import sei“. „Paypal“ forderte den Käufer auf, die Säge zu vernichten und belastete das Verkäuferkonto. Der Verkäufer legte Klage auf erneute Kaufpreiszahlung ein, blieb aber bis jetzt erfolglos.


Mitgeteilt von Rechtsanwalt / Fachanwalt für Steuerrecht / Fachanwalt für Arbeitsrecht Martin J. Warm , Paderborn ( www.warm-rechtsanwaelte.de )


von Kanzlei Blog 29. Januar 2025
Auch wenn ein Flug nach vorheriger Annullierung mit einem Gutschein gebucht wurde, sind Passagiere nicht verpflichtet, bei einer erneuten Annullierung erneut einen Gutschein zu akzeptieren. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte dies in einer aktuellen Entscheidung und sah in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Fluggesellschaft einen Verstoß gegen die Fluggastrechteverordnung.
von Kanzlei Blog 22. Januar 2025
Die Haftung für Schäden durch einen sich entzündenden E-Bike-Akku hängt von der rechtlichen Einordnung des E-Bikes ab. Entscheidend ist, ob das E-Bike als Kraftfahrzeug im Sinne des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) gilt oder nicht. Diese Abgrenzung richtet sich vor allem nach der Leistungsstärke des Fahrzeugs. 
von Martin Warm 2. Januar 2025
Die Versetzung von Arbeitnehmern ins Ausland ist ein Thema, das durch die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom 30.11.2022 (Az. 5 AZR 336/21) an Bedeutung gewonnen hat. In diesem Urteil wurde klargestellt, dass das Direktionsrecht des Arbeitgebers gemäß § 106 Satz 1 Gewerbeordnung (GewO) grundsätzlich auch die Möglichkeit umfasst, Arbeitnehmer an ausländische Arbeitsorte zu versetzen – sofern der Arbeitsvertrag keine anderslautende Regelung enthält.  Im konkreten Fall durfte die Fluggesellschaft Ryanair einen Piloten vom Standort Nürnberg nach Bologna, Italien, versetzen.
von Kanzlei Blog 4. Dezember 2024
Wenn ein Flug aufgrund von organisatorischen Problemen der Airline nicht angetreten werden kann, haben Passagiere unter Umständen Anspruch auf eine Entschädigung. Das Amtsgericht Frankfurt am Main hat in einem aktuellen Urteil entschieden, dass ein Fluggast, der trotz rechtzeitigem Erscheinen am Check-in-Schalter Anspruch auf eine Ausgleichszahlung sowie die Erstattung des Ticketpreises hat, wenn er unverschuldet danach den Flug verpasst (AG Frankfurt a.M., Urteil vom 25.10.2024 - 29 C 4052/22).
von Kanzlei Blog 31. Oktober 2024
Am Ende dieses Monats verabschieden wir uns von unserer geschätzten Mitarbeiterin Kirsten Gäbler, die in ihrer Zeit bei uns eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie begann ihre Tätigkeit in unserer Kanzlei zunächst im Bereich Empfang und Teamassistenz. In ihrer Funktion als Verbindung zwischen Sekretariat und Fachbereich sorgte Frau Gäbler im weiteren Verlauf ihrer Tätigkeit in unserer Kanzlei als juristische Assistenz für die Kommunikation und effizienten Bearbeitung unserer Mandate.
von Kanzlei Blog 27. Oktober 2024
Die Entscheidung, ein Erbe auszuschlagen, sollte wohlüberlegt sein. Ein aktueller Beschluss des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (Beschluss vom 24.07.2024 - 21 W 146/23, unanfechtbar) zeigt, dass die Anfechtung einer Ausschlagungserklärung zwar möglich ist, aber nur unter strengen Bedingungen. Eine Frau schlug nach dem Tod ihrer Mutter zunächst das Erbe aus. Hintergrund waren die schwierigen Lebensverhältnisse der Mutter, mit der sie seit ihrem elften Lebensjahr keinen Kontakt mehr hatte. Aufgrund der Alkoholkrankheit der Mutter und der Berichte einer Kriminalbeamtin über den chaotischen Zustand der Wohnung im Bahnhofsviertel, nahm die Tochter an, dass der Nachlass überschuldet sei. Erst viele Monate später erfuhr sie durch den Nachlasspfleger, dass ihre Mutter über ein erhebliches Kontoguthaben im oberen fünfstelligen Bereich verfügte. Daraufhin hat die Tochter die Ausschlagung angefochten und beantragte einen Erbschein als Alleinerbin. Das Nachlassgericht wies den Antrag jedoch ab. Die Anfechtung sei unwirksam, da die Tochter sich nicht ausreichend über den Nachlass informiert habe. Anders entschied das OLG Frankfurt am Main. Es bejahte die Anfechtung der Erbausschlagung (Beschluss vom 24.07.2024 - 21 W 146/23). Die Tochter konnte das Erbe somit annehmen.
von Kanzlei Blog 7. Oktober 2024
Die Vereinbarung von Rückzahlungsklauseln für Fortbildungskosten ist ein häufiger Streitpunkt im Arbeitsrecht. Mit seinem Urteil vom 25.04.2023 (Az. 9 AZR 187/22) hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) klargestellt, dass diese Klauseln einer AGB-Kontrolle unterliegen. Dabei sind präzise Formulierungen und eine faire Abwägung von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberinteressen unerlässlich. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, welche Anforderungen das BAG an Rückzahlungsklauseln stellt und wie Sie rechtssichere Regelungen gestalten können.
von Kanzlei Blog 27. September 2024
Die Errichtung eines Testaments ist ein bedeutender Schritt, der gut durchdacht sein sollte. Doch was passiert, wenn ein Testament unter außergewöhnlichen Umständen, etwa auf der Intensivstation, verfasst wird und sich im Anschluss die potentiellen Erben streiten? Ein aktueller Beschluss des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm vom 13.06.2024 (Az.: 10 W 3/23) beleuchtet die rechtlichen Herausforderungen in solchen Situationen.
von Kanzlei Blog 9. August 2024
In einem aktuellen Urteil hat das Oberlandesgericht Brandenburg (Urteil vom 16.07.2024 - 7 U 133/23) klargestellt, dass einem Verbraucher auch dann ein Widerrufsrecht zusteht, wenn er ein Notebook mit einer individuellen Konfiguration aus vorgegebenen Standardoptionen bestellt. Dieses Urteil ist von Bedeutung für alle, die elektronische Geräte online erwerben und diese an ihre Bedürfnisse anpassen möchten.
von Kanzlei Blog 29. Juli 2024
Wenn Sie eine Pauschalreise buchen und dabei von Flugverspätungen oder -ausfällen betroffen sind, stehen Ihnen möglicherweise Ansprüche auf Ausgleichszahlungen zu. Eine wichtige Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) stellt hierzu klar, dass für diese Ansprüche die regelmäßige Verjährungsfrist von drei Jahren gilt, und nicht die kürzere zweijährige Frist, die oft bei Pauschalreisen Anwendung findet (Urteil vom 04.06.2024 - X ZR 62/23). 
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