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ARBEITSrecht: Fiktive Wochenstundenanzahl von 20 Stunden

Martin J. Warm • 1. Dezember 2019

War die Dauer der wöchentlichen Arbeitszeit im Arbeitsvertrag nicht geregelt worden, so galt nach § 12 Abs.1 S.3 TzBfG in der bis zum 31.12.2018 gültigen Fassung eine Wochenarbeitszeit von 10 Stunden als vertraglich vereinbart.

Vielen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist aber immer noch nicht bekannt, dass mit Wirkung zum 01.01.2019 die Rechtslage durch den Gesetzgeber geändert worden.

Arbeitsrecht Wochenstunden im Gesetz
Enthält die arbeitsvertragliche Vereinbarung keine Regelung hinsichtlich der Wochenstundenanzahl, so gilt nach neuer Rechtsprechung eine fiktive Mindestarbeitszeit von 20 Stunden in der Woche als vereinbart. Der Arbeitgeber gerät nach §§ 296, 615 BGB in Annahmeverzug, wenn er die Arbeitszeit nicht innerhalb des jeweiligen Bezugszeitraums abruft.

Dies bedeutet, dass die Arbeitsverträge mit geringfügig Beschäftigten (Minijobbern), die keine vertragliche Regelung der Wochenstundenanzahl beinhalten, ab dem 01.01.2019 mit einer wöchentlichen Mindestarbeitszeit von 20 Stunden und einer durchschnittlichen monatlichen Arbeitszeit von 87 Stunden zu berücksichtigen sind.

Demnach wird die Verdienstgrenze von 450 EUR pro Monat mit der neuen Regelung deutlich überschritten. Im Ergebnis entsteht ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis. Da der Arbeitnehmer mit der neuen Regelung einen Anspruch auf Vergütung der 20 Stunden wöchentlich hat, sind die damit einhergehenden Sozialversicherungsbeiträge sind entstanden und fällig und vom Arbeitgeber nach § 28g SGB IV abzuführen. Dies gilt auch, wenn der Arbeitnehmer weniger als 20 Stunden wöchentlich gearbeitet hat.

Von der Rechtsprechung noch nicht abschließend geklärt ist, ob statt einer Vereinbarung der wöchentlichen Arbeitszeit auch eine Vereinbarung möglich ist, die eine Monats – oder Jahresarbeitszeit regelt. Einige Meinungen innerhalb der Fachliteratur gehen davon aus, dass eine Flexibilisierung des Zeitraums, in dem die Wochenarbeitszeit zu erreichen ist, zulässig ist, was jedoch zwingend eine verstetigte Vergütung voraussetzt.

Mein Tipp:
Allen Arbeitgebern wird empfohlen, in den Arbeitsverträgen –insbesondere in den Arbeitsverträgen für geringfügig Beschäftigte – eine wöchentliche Wochenstundenanzahl zu regeln, um die gesetzliche Fiktion der Wochenstundenanzahl von 20 Stunden zu umgehen und die daraus resultierenden Konsequenzen zu meiden.

von Kanzlei Blog 29. Januar 2025
Auch wenn ein Flug nach vorheriger Annullierung mit einem Gutschein gebucht wurde, sind Passagiere nicht verpflichtet, bei einer erneuten Annullierung erneut einen Gutschein zu akzeptieren. Der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigte dies in einer aktuellen Entscheidung und sah in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Fluggesellschaft einen Verstoß gegen die Fluggastrechteverordnung.
von Kanzlei Blog 22. Januar 2025
Die Haftung für Schäden durch einen sich entzündenden E-Bike-Akku hängt von der rechtlichen Einordnung des E-Bikes ab. Entscheidend ist, ob das E-Bike als Kraftfahrzeug im Sinne des Straßenverkehrsgesetzes (StVG) gilt oder nicht. Diese Abgrenzung richtet sich vor allem nach der Leistungsstärke des Fahrzeugs. 
von Martin Warm 2. Januar 2025
Die Versetzung von Arbeitnehmern ins Ausland ist ein Thema, das durch die Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts (BAG) vom 30.11.2022 (Az. 5 AZR 336/21) an Bedeutung gewonnen hat. In diesem Urteil wurde klargestellt, dass das Direktionsrecht des Arbeitgebers gemäß § 106 Satz 1 Gewerbeordnung (GewO) grundsätzlich auch die Möglichkeit umfasst, Arbeitnehmer an ausländische Arbeitsorte zu versetzen – sofern der Arbeitsvertrag keine anderslautende Regelung enthält.  Im konkreten Fall durfte die Fluggesellschaft Ryanair einen Piloten vom Standort Nürnberg nach Bologna, Italien, versetzen.
von Kanzlei Blog 4. Dezember 2024
Wenn ein Flug aufgrund von organisatorischen Problemen der Airline nicht angetreten werden kann, haben Passagiere unter Umständen Anspruch auf eine Entschädigung. Das Amtsgericht Frankfurt am Main hat in einem aktuellen Urteil entschieden, dass ein Fluggast, der trotz rechtzeitigem Erscheinen am Check-in-Schalter Anspruch auf eine Ausgleichszahlung sowie die Erstattung des Ticketpreises hat, wenn er unverschuldet danach den Flug verpasst (AG Frankfurt a.M., Urteil vom 25.10.2024 - 29 C 4052/22).
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Am Ende dieses Monats verabschieden wir uns von unserer geschätzten Mitarbeiterin Kirsten Gäbler, die in ihrer Zeit bei uns eine wichtige Rolle gespielt hat. Sie begann ihre Tätigkeit in unserer Kanzlei zunächst im Bereich Empfang und Teamassistenz. In ihrer Funktion als Verbindung zwischen Sekretariat und Fachbereich sorgte Frau Gäbler im weiteren Verlauf ihrer Tätigkeit in unserer Kanzlei als juristische Assistenz für die Kommunikation und effizienten Bearbeitung unserer Mandate.
von Kanzlei Blog 27. Oktober 2024
Die Entscheidung, ein Erbe auszuschlagen, sollte wohlüberlegt sein. Ein aktueller Beschluss des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (Beschluss vom 24.07.2024 - 21 W 146/23, unanfechtbar) zeigt, dass die Anfechtung einer Ausschlagungserklärung zwar möglich ist, aber nur unter strengen Bedingungen. Eine Frau schlug nach dem Tod ihrer Mutter zunächst das Erbe aus. Hintergrund waren die schwierigen Lebensverhältnisse der Mutter, mit der sie seit ihrem elften Lebensjahr keinen Kontakt mehr hatte. Aufgrund der Alkoholkrankheit der Mutter und der Berichte einer Kriminalbeamtin über den chaotischen Zustand der Wohnung im Bahnhofsviertel, nahm die Tochter an, dass der Nachlass überschuldet sei. Erst viele Monate später erfuhr sie durch den Nachlasspfleger, dass ihre Mutter über ein erhebliches Kontoguthaben im oberen fünfstelligen Bereich verfügte. Daraufhin hat die Tochter die Ausschlagung angefochten und beantragte einen Erbschein als Alleinerbin. Das Nachlassgericht wies den Antrag jedoch ab. Die Anfechtung sei unwirksam, da die Tochter sich nicht ausreichend über den Nachlass informiert habe. Anders entschied das OLG Frankfurt am Main. Es bejahte die Anfechtung der Erbausschlagung (Beschluss vom 24.07.2024 - 21 W 146/23). Die Tochter konnte das Erbe somit annehmen.
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Die Errichtung eines Testaments ist ein bedeutender Schritt, der gut durchdacht sein sollte. Doch was passiert, wenn ein Testament unter außergewöhnlichen Umständen, etwa auf der Intensivstation, verfasst wird und sich im Anschluss die potentiellen Erben streiten? Ein aktueller Beschluss des Oberlandesgerichts (OLG) Hamm vom 13.06.2024 (Az.: 10 W 3/23) beleuchtet die rechtlichen Herausforderungen in solchen Situationen.
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In einem aktuellen Urteil hat das Oberlandesgericht Brandenburg (Urteil vom 16.07.2024 - 7 U 133/23) klargestellt, dass einem Verbraucher auch dann ein Widerrufsrecht zusteht, wenn er ein Notebook mit einer individuellen Konfiguration aus vorgegebenen Standardoptionen bestellt. Dieses Urteil ist von Bedeutung für alle, die elektronische Geräte online erwerben und diese an ihre Bedürfnisse anpassen möchten.
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